Albrecht Schöne
Germanist
Albrecht Schöne
Germanist
Nachdem er Krieg und Gefangenschaft überlebt und sich danach als Holzfäller durchgeschlagen hatte, studierte Schöne in Freiburg, Basel, Göttingen und Münster Germanistik, Geschichte und Philosophie, daneben ev. Theologie und Psychiatrie. 1952 promoviert, arbeitete er in einem Verlag, habilitierte sich 1957, lehrte als Professor der Deutschen Philologie zuerst in Münster, dann 30 Jahre lang in Göttingen und als Gastprofessor in den USA, Polen und Israel, wo er die Hebrew University Jerusalem beim Aufbau ihres German Deparment beraten durfte. Als Präsident der "Internationalen Vereinigung für Germanische Sprach- und Literaturwissenschaft" (1980-85) konnte er den Weltkongress der germanistischen, nordistischen, neerlandistischen und jiddistischen Hochschullehrer zum ersten Mal nach dem Krieg in Deutschland ausrichten.
Seine wissenschaftlichen Veröffentlichungen (Editionen, Kommentare, interpretierenden Abhandlungen) gelten der Literatur insbesondere des Barockzeitalters, der Aufklärung, der Goethezeit und des 20. Jahrhunderts. Gemäß der Maxime des Göttinger Ortsheiligen Lichtenberg, man sollte besser nicht "auf der Heerstraße", sondern "querfeldein marschieren und über die Gräben setzen", richteten sich seine Interessen dabei vornehmlich auf Grenzgebiete zwischen der Literaturwissenschaft und beispielsweise der Theologie ("Säkularisation als sprachbildende Kraft"), der Kunstgeschichte (mit Arbeiten zur Emblematik), der Sprachwissenschaft (Konjunktiv-Studien zu Musil, zu Lichtenberg) und den Naturwissenschaften ("Aufklärung aus dem Geist der Experimentalphysik" oder "Goethes Farbentheologie").
Solche Grenzüberschreitungen charakterisieren auch seine umfassend kommentierte Ausgabe von Goethes "Faust"-Dichtungen (als 'Taschenbuch' zuletzt 2018) und bestimmen einen Sammelband mit siebzehn 'politischen' Reden über Literatur: "Vom Betreten des Rasens" (2. Aufl. 2005).