Marie Luise von Kaschnitz
Schriftstellerin
Marie Luise von Kaschnitz
Schriftstellerin
Geboren als Tochter eines Offiziers in Karlsruhe, wuchs sie in Potsdam und Berlin auf. Gelernte Buchhändlerin, war sie seit 1925 mit dem bedeutenden Archäologen und Kunsthistoriker Guido Freiherr von Kaschnitz-Weinberg verheiratet, dem sie auf seinem Berufsweg von Königsberg über Marburg nach Frankfurt, wo beide den Krieg überlebt haben, und 1952 nach Rom folgte. Reisen führten sie durch Italien, Griechenland, Nordafrika und in die Türkei.
Schon früh hat sie einige Romane vorgelegt sowie dichterische Beschwörungen einzelner griechischer Göttergestalten. Der Einfluß des klassischen Altertums ist in der Formgebung dieser frühen dichterischen Arbeiten besonders deutlich.
Erst nach dem zweiten Weltkrieg hat sie sich aus dem Bann der Mythologie gelöst und sich ihrer Gegenwart und den Menschen ihrer Tage zugewandt. Nach der Wahl in den Orden hat sich ihre lyrische Begabung sowohl in Gedichtform als auch in lyrischer Prosa erst richtig entfaltet, als sie eine immer größere Verdichtung und Verknappung des sprachlichen Ausdrucks erreichte.
Schon im Jahre 1955 erhielt sie den Georg-Büchner-Preis. Ihr Schaffen war immer leise autobiographisch getönt, erhob sich jedoch zu einem Rang, der sie neben die Besten der nach der deutschen Katastrophe erwachenden Dichtergeneration stellte, so etwa, wenn sie ihr alemannisches Heimatdorf dichterisch beschwor oder sich nach dem Tode des lange dahinsiechenden Gatten die Frage stellte: "Wohin denn ich?" Sie bewies durch ihren stillen Ernst im Kreise des Ordens Pour le mérite die Nachbarschaft von Kunst und Wissenschaft.