
Peter Schäfer
Judaist
Geboren am 29. Juni 1943 in Hückeswagen
Peter Schäfer studierte katholische Theologie und Philosophie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Hier entstand sein Interesse an der noch jungen Judaistik. Von 1964 bis 1966 studierte er an der Hebräischen Universität Jerusalem Judaistik mit dem Schwerpunkt rabbinisches Judentum. Nach der Rückkehr aus Israel promovierte er 1968 an die Albrecht-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br. im Hauptfach Judaistik (Nebenfächer Neues Testament und Philosophie), der zweite Student, der in Deutschland in diesem Fach promoviert wurde. 1973 habilitierte er sich an der Goethe-Universität in Frankfurt a. M. im Fach Judaistik.
Anschliessend ging er als ausserplanmässiger Professor nach Köln und wurde 1983 als Nachfolger von Jacob Taubes auf den Lehrstuhl für Judaistik an der Freien Universität Berlin berufen. 1998 nahm er einen Ruf an die Princeton University an, lehrte 1998-2003 in Princeton und Berlin, danach bis zu seiner Emeritierung 2013 ausschliesslich in Princeton. Von 2014 bis zu seinem Rücktritt 2019 leitete er das Jüdische Museum Berlin.
Schäfer erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen. Darunter den Leibniz-Preis (1994), den Mellon Award (2007), den Ruhr-Preis für Kunst und Wissenschaften (2008), den Dr.-Leopold-Lucas-Preis der Universität Tübingen (2014) und den Reuchlin-Preis der Stadt Pforzheim (2015).
Er ist Ehrendoktor der Universitäten Utrecht (1993) und Tel Aviv (2007) sowie Mitglied der British Academy, der Berlin- Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, der American Philosophical Society, der American Academy of Arts and Sciences und der American Academy for Jewish Research.
Längere Forschungsaufenthalte führten ihn u.a. an das Institute for Advanced Study in Princeton (1993 und 1994-96), das Historische Kolleg München (2002-03), das Wissenschaftskolleg zu Berlin (2007-08) und die Siemens-Stiftung München (2020-21).
Die erste Liebe in seinem Fach war und blieb die Literatur und Geschichte des klassischen Judentums der Spätantike, der Zeit, die das Selbstverständnis des Judentums bis heute geprägt hat. Im Gefolge von Gershom Scholem versuchte er, die frühe Form der jüdischen Mystik auf eine wissenschaftlich zuverlässige Basis zu stellen. Neben der religionsgeschichtlichen Neuorientierung der jüdischen Mystik entwickelte sich daraus das Interesse an der Textüberlieferung der rabbinischen Literatur, das zu zahlreichen Editionen und schliesslich zu einem öffentlich ausgetragenen Streit über das Verhältnis von Text und Urtext führte.
In letzter Zeit wandte er sich verstärkt den Beziehungen zwischen rabbinischem Judentum und Christentum in den ersten Jahrhunderten ihrer Entstehung zu.
Aufnahme in den Orden 2021.