Die Geschichte des Ordens in Dokumenten / 1842

1842
DIE GRÜNDUNG DES ORDENS POUR LE MÉRITE FÜR WISSENSCHAFTEN UND KÜNSTE

Der von König Friedrich II. von Preußen 1740 gestiftete Orden Pour le mérite wurde, abgesehen von einigen Ausnahmen in den Anfangsjahren, ausschließlich für Leistungen im Kriege verliehen.

Als Friedrich Wilhelm IV. genau ein Jahrhundert nach seinem Urgroßonkel den preußischen Königsthron bestieg, faßte er den Entschluß, den Orden um eine „Friedensklasse“ zu ergänzen, in der gelehrte Persönlichkeiten ausgezeichnet werden sollten, „die sich durch weitverbreitete Anerkennung ihrer Verdienste in diesen Gebieten [Wissenschaften und Künste], einen ausgezeichneten Namen erworben haben.“

Ausgeschlossen blieb die Theologie, die der tiefgläubige König nicht als Teil des Kanons jener Fächer ansah, in denen ein irdischer Erkenntnisfortschritt erzielt werden konnte.

Friedrich Wilhelm IV.
  • Preußischer Kulturbesitz

    Porträt Friedrich Wilhelm IV. in seinem Kabinett

 
    Friedrich Wilhelm IV. (1795–1861) herrschte 1840–1861 als König von Preußen. Seine Regierungszeit stand im Zeichen der Umbrüche, die zwischen dem Vormärz und der Bismarck-Ära Preußen und Deutschland prägten. Obwohl er als Romantiker und Anhänger einer Erneuerung des Alten Reiches galt, enttäuschte er die Hoffnungen des liberal und national eingestellten deutschen Bürgertums durch die Ablehnung der ihm angetragenen deutschen Kaiserkrone und die Niederschlagung der Revolution von 1848/1849. Unter dem Einfluß seiner Hofkamarilla verfolgte der König eine (unbeständige) Innen- und Außenpolitik, die Preußen in Deutschland und Europa weitgehend isolierte. Der auf dem Feld der Politik oft erfolglose König erwies sich jedoch als Glücksfall für die Künste und Wissenschaften. Umfassend gebildet und mit zeichnerischem Talent versehen, förderte er konsequent die Bildenden Künste, den Denkmalschutz und ambitionierte Bauvorhaben vor allem in der Residenzstadt Potsdam und am Rhein wie die Fertigstellung des Kölner Doms, aber auch die Rekonstruktion des Stammsitzes der Hohenzollern in Hechingen.

Stiftungsurkunde 1842
  • GStA PK (Foto Chr. Ziegler)

    Stiftungsurkunde vom 31. Mai 1842 (Amtsdruck)
    Am 31. Mai 1842 stiftete König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen den „Orden Pour le mérite für Wissenschaften und Künste“. Seine Mitgliederzahl war auf 30 verdienstvolle Geistes- und Naturwissenschaftler sowie Künstler festgelegt, die das gesamte geistige Deutschland vertreten sollten.

    Darüber hinaus sollte die gleiche Anzahl ausländischer Mitglieder den universellen Anspruch der Kultur unterstreichen. Aus dem Kreis der „dreißig Ritter deutscher Nation“ sollten ein Kanzler und ein Vize-Kanzler ernannt werden.

    Von der Öffentlichkeit wurde vor allem die „demokratische Verfassung“ des Status hervorgehoben, die den Ordensmitgliedern das Recht verlieh, vor jeder neuen Ernennung durch den König über die anstehende Verleihung im Sinne eines Votums an diesen abzustimmen.

  • GStA PK (Foto Chr. Ziegler)

    Stiftungsurkunde vom 31. Mai 1842 (Amtsdruck)
    Am 31. Mai 1842 stiftete König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen den „Orden Pour le mérite für Wissenschaften und Künste“. Seine Mitgliederzahl war auf 30 verdienstvolle Geistes- und Naturwissenschaftler sowie Künstler festgelegt, die das gesamte geistige Deutschland vertreten sollten.

    Darüber hinaus sollte die gleiche Anzahl ausländischer Mitglieder den universellen Anspruch der Kultur unterstreichen. Aus dem Kreis der „dreißig Ritter deutscher Nation“ sollten ein Kanzler und ein Vize-Kanzler ernannt werden.

    Von der Öffentlichkeit wurde vor allem die „demokratische Verfassung“ des Status hervorgehoben, die den Ordensmitgliedern das Recht verlieh, vor jeder neuen Ernennung durch den König über die anstehende Verleihung im Sinne eines Votums an diesen abzustimmen.

  • GStA PK (Foto Chr. Ziegler)

    Stiftungsurkunde vom 31. Mai 1842 (Amtsdruck)
    Am 31. Mai 1842 stiftete König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen den „Orden Pour le mérite für Wissenschaften und Künste“. Seine Mitgliederzahl war auf 30 verdienstvolle Geistes- und Naturwissenschaftler sowie Künstler festgelegt, die das gesamte geistige Deutschland vertreten sollten.

    Darüber hinaus sollte die gleiche Anzahl ausländischer Mitglieder den universellen Anspruch der Kultur unterstreichen. Aus dem Kreis der „dreißig Ritter deutscher Nation“ sollten ein Kanzler und ein Vize-Kanzler ernannt werden.

    Von der Öffentlichkeit wurde vor allem die „demokratische Verfassung“ des Status hervorgehoben, die den Ordensmitgliedern das Recht verlieh, vor jeder neuen Ernennung durch den König über die anstehende Verleihung im Sinne eines Votums an diesen abzustimmen.

Zeichnung FW IV.
  • GK II

    Zeichnung Friedrich Wilhelm IV. mit Namen von Ordensmitgliedern in Sanskrit
    Für die Lust des Königs, sich zeichnerisch auszudrücken, steht dieses Blatt, eine von über 7.000 erhaltenen Architekturskizzen. Sie zeigt Entwürfe des Hohenzollern für den geplanten Umbau der Potsdamer Heilig-Geist-Kirche und den Bau der Friedenskirche im Park Sanssouci.

    Darüber hinaus notierte Friedrich Wilhelm IV. die Namen in Frage kommender Mitglieder des neuen Ordens Pour le mérite mit indischen Nagari-Zeichen in zwei Spalten.

Namensliste 1842
  • Namensliste der Gründungsmitglieder
    Zu den 30 deutschen und 26 ausländischen Mitgliedern des ersten Ordenskapitels, die am 31. Mai 1842 ernannt wurden, gehörten Persönlichkeiten, die bis heute einen großen Namen haben – etwa der Naturforscher Alexander von Humboldt, der Jurist Friedrich Carl von Savigny, der Philosoph Friedrich von Schelling, der Germanist Jacob. Grimm, der Mathematiker Carl Friedrich Gauss, der Maler Peter von Cornelius oder der Komponist Felix Mendelssohn Bartholdy.

    Quelle: Frankfurter Ober-Postamts-Zeitung vom 8. Juni 1842

  • Namensliste der Gründungsmitglieder
    Zu den 30 deutschen und 26 ausländischen Mitgliedern des ersten Ordenskapitels, die am 31. Mai 1842 ernannt wurden, gehörten Persönlichkeiten, die bis heute einen großen Namen haben – etwa der Naturforscher Alexander von Humboldt, der Jurist Friedrich Carl von Savigny, der Philosoph Friedrich von Schelling, der Germanist Jacob. Grimm, der Mathematiker Carl Friedrich Gauss, der Maler Peter von Cornelius oder der Komponist Felix Mendelssohn Bartholdy.

    Quelle: Frankfurter Ober-Postamts-Zeitung vom 8. Juni 1842

56 Gründungsmitglieder
  • Dominique François Jean Arago
    Francesco Maria Avellino
    Jöns Jacob Freiherr von Berzelius
    Franz Friedrich Wilhelm Bessel
    August Boeckh
    Franz Bopp
    Bartolomeo Graf Borghesi
    Robert Brown
    Christian Leopold von Buch
    François René Vicomte de Chateaubriand
    Peter Joseph von Cornelius
    Louis Jacques Mandé Daguerre
    Johann Friedrich Dieffenbach
    Christian Gottfried Ehrenberg
    Karl Friedrich Eichhorn
    Johann Franz Encke
    Michael Faraday
    Pierre François Leonard Fontaine
    Vittorio Graf Fossombroni
    Carl Friedrich Gauss
    Joseph Louis Gay-Lussac
    Jacob Grimm
    Sir John Frederick William Herschel
    Friedrich Heinrich Alexander von Humboldt
    Jean Auguste Dominique Ingres
    Carl Gustav Jacob Jacobi
    Bartholomäus Kopitar
    Adam Johann von Krusenstern
    Karl Friedrich Lessing
    Jean-Antoine Letronne
    Franz Liszt
    Macedonio Melloni
    Jakob Ludwig Felix Mendelssohn-Bartholdy
    Klemens Wenzel Nepomuk Lothar Fürst von Metternich-Winneburg
    Giacomo Meyerbeer
    Eilhard Mitscherlich
    Thomas Moore
    Johannes Müller
    Hans Christian Oersted
    Christian Daniel Rauch
    Carl Ritter
    Gioacchino Antonio Rossini
    Friedrich Rückert
    Friedrich Carl von Savigny
    Johann Gottfried Schadow
    Friedrich Wilhelm von Schelling
    August Wilhelm von Schlegel
    Julius Veit Hans Schnorr von Carolsfeld
    Johann Lukas Schönlein
    Ludwig Michael von Schwanthaler
    Wassilij Andrejewisch Shukowskij
    Gasparo Luigi Pacifico Spontini
    Albert Thorvaldsen
    Ludwig Tieck
    Paolo Toschi
    Horace Vernet

    Zu den 30 deutschen und 26 ausländischen Mitgliedern des ersten Ordenskapitels, die am 31. Mai 1842 ernannt wurden, gehörten Persönlichkeiten, die bis heute einen großen Namen haben
     – etwa der Naturforscher Alexander von Humboldt, der Jurist Friedrich Carl von Savigny, der Philosoph Friedrich von Schelling, der Germanist Jacob Grimm, der Mathematiker Carl Friedrich Gauss, der Maler Peter von Cornelius oder der Komponist Felix Mendelssohn Bartholdy.

F. Mendelssohn Bartholdy
  • SPSG

    Porträt Felix Mendelssohn Bartholdy
    Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847) galt schon in jungen Jahren als musikalisches „Wunderkind“. Der Klaviervirtuose und Komponist am Übergang der Klassik zur Romantik wurde bereits im Alter von 24 Jahren zum Generalmusikdirektor der Stadt Düsseldorf ernannt.

    Zwei Jahre später übernahm er die Leitung des Gewandhauses in Leipzig, das zu einem musikalischen Zentrum ersten Ranges in Europa aufstieg und zur Bühne der Wiederentdeckung der Werke Johann Sebastian Bachs wurde.

  • GStA PK (Foto Chr. Ziegler)

    Dank Felix Mendelssohn Bartholdys für die Verleihung des Ordens Pour le mérite
    Dank des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdys an König Friedrich Wilhelm IV. für die Verleihung des Ordens Pour le mérite für Wissenschaften und Künste, zugleich Dank für die Verwendung Friedrich Wilhelms bei Königin Victoria von England und Prinz Albert und Mitteilung über eine geplante Aufführung der „Antigone“ in englischer Sprache, London, 28. Juni 1842.

    König Friedrich Wilhelm IV. bemühte sich schon kurz nach seiner Thronbesteigung, Felix Mendelssohn Bartholdy davon zu überzeugen, den Schwerpunkt seines Wirkens nach Berlin zu verlagern, wo der Komponist regelmäßig auftrat.

    Obwohl der König Mendelssohn Bartholdy 1842 zum Preußischen Generalmusikdirektor ernannte und ihn im gleichen Jahr zum Gründungsmitglied des Ordens Pour le mérite für Wissenschaften und Künste ernannte, blieb das Musikgenie in Leipzig.

    Dennoch wußte der Komponist die Gunst des preußischen Monarchen zu schätzen und zu nutzen, insbesondere dessen Verbindungen zu anderen Souveränen, die Mendelssohn Bartholdys Wirken im Ausland unterstützten, wie es dessen Dankschreiben an den Ordensstifter deutlich macht.

  • GStA PK (Foto Chr. Ziegler)

    Dank Felix Mendelssohn Bartholdys für die Verleihung des Ordens Pour le mérite
    Dank des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdys an König Friedrich Wilhelm IV. für die Verleihung des Ordens Pour le mérite für Wissenschaften und Künste, zugleich Dank für die Verwendung Friedrich Wilhelms bei Königin Victoria von England und Prinz Albert und Mitteilung über eine geplante Aufführung der „Antigone“ in englischer Sprache, London, 28. Juni 1842.

    König Friedrich Wilhelm IV. bemühte sich schon kurz nach seiner Thronbesteigung, Felix Mendelssohn Bartholdy davon zu überzeugen, den Schwerpunkt seines Wirkens nach Berlin zu verlagern, wo der Komponist regelmäßig auftrat.

    Obwohl der König Mendelssohn Bartholdy 1842 zum Preußischen Generalmusikdirektor ernannte und ihn im gleichen Jahr zum Gründungsmitglied des Ordens Pour le mérite für Wissenschaften und Künste ernannte, blieb das Musikgenie in Leipzig.

    Dennoch wußte der Komponist die Gunst des preußischen Monarchen zu schätzen und zu nutzen, insbesondere dessen Verbindungen zu anderen Souveränen, die Mendelssohn Bartholdys Wirken im Ausland unterstützten, wie es dessen Dankschreiben an den Ordensstifter deutlich macht.

Alexander von Humboldt
  • Preußischer Kulturbesitz

    Porträt Alexander von Humboldt
    Alexander von Humboldt (1769–1859) gilt als einer der letzten Universalgelehrten, welcher der Forschung auf den Gebieten der Astronomie, Geophysik, Meteorologie, Botanik, Zoologie und Geographie entscheidende Impulse verlieh.

    Bekannt wurde er durch seine Reiseberichte und Weltbeschreibungen, in denen er vor allem die wissenschaftlichen Erträge seiner Aufenthalte in Mittel- und Südamerika sowie Asien verarbeitete. Bereits als Kronprinz verband Friedrich Wilhelm IV. eine enge persönliche Beziehung zu Alexander von Humboldt, der diesen als König auf zahlreichen Reisen begleitete und ihn in wissenschaftlichen und kulturpolitischen Fragen beriet.

    Dabei konnte er auf ein weitverzweigtes Netzwerk zurückgreifen, das ihn mit den bedeutendsten Wissenschaftlern im In- und Ausland verband und das sich in tausenden überlieferten Briefen widerspiegelt.

  • GStA PK (Foto Chr. Ziegler)

    Ernennung Alexander von Humboldts zum Ordenskanzler, Potsdam. 31. Mai 1842 (Konzept Alexander von Humboldt (1769–1859) gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Ordens Pour le mérite für Wissenschaft und Künste. Er begleitete die Entstehung des Ordens und beriet den König bei der Auswahl und Berufung der ersten Mitglieder.

    Zeitgleich mit der Gründung des Ordens wurde Alexander von Humboldt vom König zu dessen erstem Kanzler auf Lebenszeit ernannt.